Haben Sie eine Verlagsempfehlung für mich?
Ja, klar! Aber sind das überhaupt die richtigen Fragen, die sich angehende Autoren stellen sollten? Meiner Meinung nach nicht.
Oder gehen Sie einfach in eine Weinhandlung und fragen welchen Wein sie empfehlen können, ohne zuvor klargestellt zu haben, dass Sie Rotweinliebhaber sind und Weisswein eigentlich nicht mögen, oder Ihre persönlichen Vorlieben zum Ausdruck gebracht haben? Wir haben uns also schon mit Weinen befasst und verschiedene edle Tropfen genossen, um sagen zu können, was uns mundet oder eben nicht.
Wie aber sieht es mit Verlagen aus? Kennen Sie bestimmte Verlage nicht nur dem Namen nach, sondern wissen auch auf welche Fachgebiete und auf welche Zielgruppen sich diese konzentrieren? Verlage nehmen nicht jedes Thema an und bedienen nicht alle Zielgruppen. Verlage sind spezialisiert. Wenn Sie also nach einer Verlagsempfehlung fragen, zeigt das, dass Sie sich noch nicht wirklich mit verschiedenen Verlagen auseinander gesetzt haben oder sich nicht im klaren sind, was das Thema Ihres Buch denn genau umfasst und für wen Sie eigentlich schreiben (wollen).
Leider habe ich eine Verlagsabsage bekommen…
Der vielzitierte Satz einer Verlagsabsage „Leider passt Ihr Werk nicht in unser Verlagsprogramm“ kann insofern den Nagel auf den Kopf treffen oder eine höfliche Umschreibung der Tatsache sein, dass der Verlag Ihr Thema oder Ihre Art zu schreiben nicht für veröffentlichungswürdig hält. Allerdings ist eine Verlagsabsage kein Qualitätsurteil. Machen Sie sich aber darauf gefasst, dass es in der Regel mehrere Monate dauert, bevor ein Verlag Ihnen antwortet. Rüsten Sie sich daher mit Geduld aus. Und kommt dann endlich eine Reaktion, dann ist diese häufig ganz ohne Begründung. Lassen Sie sich davon aber nicht abschrecken. Möchten Sie einen Verlag finden, dann machen Sie weiter. Es gibt heutzutage wirklich viele mehr Verlage, als den meisten bewusst ist. Im Jahre 2012 zählte das Statistische Bundesamt in Deutschland alleine schon 2.209 Verlage.
Kann ich mein Manuskript einfach an einen Verlag schicken?
Und ganz wichtig: Verlage werden mit Manuskripten überschwemmt, die angehende Autoren ihnen einfach zuschicken. Von dieser Vorgehensweise rate ich ab. Denn, wenn Sie dann einen Verlag gefunden haben, zu dem Ihr Thema passen könnte, dann schauen Sie doch bitte auf deren Webseite nach, welche Vorgaben dieser Verlag für die Einsendung von Manuskripten hat. Diese variieren und meist wünscht sich ein Verlag ein Exposé und bestimmte Angaben in einer ganz besonderen Form.
Aber brauchen Sie überhaupt einen Verlag? Was gibt es für Alternativen? Doch Vorsicht: Bitte fallen Sie nicht auf Druckzuschuss-Verlage herein, auch von denen gibt es eine Liste und zu diesen ist angeraten, Abstand zu halten. Viele traditionelle Verlage verlangen heutzutage von den Autoren aktive Mithilfe beim Marketing. Oftmals fragen sie nach der Anzahl der Follower ihrer diversen Social Media Profile und ihrer Mailingliste. Doch wenn Sie selbst sehr aktiv am Marketing beteiligt sein sollen, stellt sich die Frage für viele angehende Autoren, die digital schon gut aufgestellt sind, ob Sie Ihre Kampagnen dann nicht selbst fahren können und wozu Sie einen traditionellen Verlag überhaupt brauchen?
Verlage übernehmen viele Aufgaben, die man anderenfalls selbst durchführen oder outsourcen muss, wie beispielsweise das Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und das Buchlayout.
Was ist denn unter Selfpublishing zu verstehen?
Selfpublishing ist eine oft gewählte Alternative. Firmen, die als On-Demand-Verlage fungieren und wichtige Verlagstätigkeiten übernehmen, sind beliebt geworden, so z.B. Kindle Direkt Publishing von Amazon oder BoD, die Books on Demand GmbH ursprünglich aus Deutschland, mittlerweile auch in verschiedenen europäischen Ländern ansässig. Wenn man auch als Selfpublisher für alle Aufgaben selbst verantwortlich ist, so hat man dafür auch das letzte Wort, zum Beispiel bei der Auswahl des Titels und Untertitels und seines Coverdesigns. Ich habe schon manch einen Autor erlebt, der mit der Coverauswahl seines Verlags todunglücklich war und sich aufgrund dessen nicht mehr so recht mit seinem Buch identifizieren konnte. Das hat sich letztlich in den geringen Verkaufszahlen seines Zweitlingswerkes widergespiegelt, bis der Verlag das Buch aus seinem Programm genommen hat.
Oder soll ich eine Agentur, einen Literatur-Agenten beauftragen?
Immer häufiger gehen angehende Autoren den Weg über eine Agentur. Dieser prüft das Manuskript und wenn sie es für chancenreich befindet, nimmt sie den Erstautor unter Vertrag und bemüht sich dann darum, einen passenden Verlag zu finden. Auch Agenturen haben sich spezialisiert, meist auf ein bestimmtes Genre. Seriöse Agenturen verlangen erst dann Geld, wenn Sie einen Verlag gefunden haben. Dann allerdings müssen Sie damit rechnen, dass Sie ca. 15 bis 20%, je nach Vereinbarung, all Ihrer Buch-Einnahmen an die Agentur zu zahlen haben.
Welche Buch-Strategie haben Sie?
Nun haben Sie einen Vorgeschmack bekommen, welche Wege Ihnen offen stehen. Welchen davon Sie letztendlich wählen, hängt einerseits von Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Naturell ab und andererseits von Ihrer Business-Strategie, die Sie mit Ihrem Buch verfolgen. Möchten Sie selbst mit Ihren Lesern ein Kontakt treten? Und ihnen über Ihr Buch hinaus Produkte und Dienstleistungen anbieten? Dann ist ein bestimmtes Vorgehen mit einer gut-durchdachten Launch-Kampagne ratsam.
Wie finde ich denn nun einen Verlag oder brauche ich überhaupt einen Verlag?
Fazit ist, dass das Thema Verlag ist komplex und durch die modernen Möglichkeiten des Self-Publishings für viele noch verwirrender geworden. Doch wenn wir uns die Verlagsfrage aus Ihrer Perspektive anschauen und gemeinsam eine Buch-Strategie entwickeln, dann finden wir einen gangbaren Weg. Denn dieser soll nicht nur für Ihr Buch, sondern vor allem für Ihr Business und Ihr Leben erfüllend und bereichernd sein.
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